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Lincoln && Faith

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Beitrag von Faith So Feb 14, 2016 1:11 pm

„Perfekt,“ sage ich freudig, als ich das frisch geschliffene Schwert entgegennehme. Vorsichtig lasse ich meine Fingerspitzen über die Schneide gleiten. Es ist nun um einiges schärfer und garantiert mir, dass ich im Falle einer Gefahr mich hervorragend zur Wehr setzen kann. Von den letzten Trainingskämpfen mit den jüngeren Kriegern ist es stumpf geworden. Ich bedanke mich bei dem Schmied noch und will mich gerade auf den Weg zum Lagerfeuer machen, als ich bemerke, wie ein stechender Schmerz mein Bein befällt. „Na toll,“ grummele ich missmutig und taste es vorsichtig ab. Währenddessen versuche ich mich zu erinnern, woher die Wunde herkommen könnte. Ich brauche eine Weile, bis mir wieder einfiel, dass ich beim letzten Kampf gegen ein paar Reaper am Bein erwischt wurde. Eigentlich habe ich es gesäubert und verbunden, doch so wie es sich anfühlt, hat es sich entzündet.
Ich versuche die Hose hochzukrempeln, aber da sie recht enganliegend ist, gestaltet sich das schwerer als gedacht. Der Schmerz treibt mir vereinzelte Tränen in die Augen, die ich aber schleunigst wegwische. Letztendlich schaffte ich es irgendwie die Hose bis zum Knie hochzukrempeln und eine entzündete Wunde kommt zum Vorschein. „Verdammt!,“ fluche ich. Nun ist wohl eher ein Heiler gefragt. Ich suche das Lager nach Lincoln ab, bis ich ihn gefunden habe. Entschlossen und zügig gehe ich auf den Älteren zu und tippe ihn an. „Lincoln, ich brauche deine Hilfe, ich glaube meine Wunde hat sich entzündet,“ sage ich und deute dabei auf mein Bein. Bittend blicke ich ihn an. Wenn einer etwas davon versteht, dann er.
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Beitrag von Gast So Feb 14, 2016 1:45 pm

Lincoln erreichte das Dorf seiner Leute. Als er in das Zentrum trat, liess er den Blick umherschweifen. Die Hütten waren zusammengebastelt aus allem möglichen, was die Grounder-Väter gerade so zur Hand gehabt hatten. Trotz der unterschiedlichen Materialien hatten sie jedoch keine Willkür walten lassen. Mit verschiedenen Techniken und auf den Zweck abgestimmter Auslese waren die Unterschlüpfe gebaut worden, so massiv, dass sie bisher jedem Sturm standgehalten hatten.

Eiligen Schrittes passierte der junge Mann die Hütten bis hin zur grossen Feuerstelle. Dort hatten sich die anderen Bewohner in kleine Grüppchen aufgeteilt. Zwei Frauen präparierten Rehfleisch, um es über den Flammen anzubraten, während andere das dafür benötigte Feuerholz brachten. Wieder weitere mahlten die gesammelten Waldbeeren zu einer dickflüssigen Paste, die mit Säften von anderen Früchten gestreckt wurde. Zwei breitschultrige Männer bewaffneten sich soeben mit ihren Messern und Speeren, um sich auf die Jagd zu begeben. Einer von ihnen nickte Lincoln zu. Gerade als dieser sich ihnen anschliessen wollte, erschien ein blondes Mädchen, welches ihn mit einer Bestimmtheit antippte.  Das Mädchen war jünger und mindestens einen Kopf kleiner als Lincoln.

Es waren die grossen Augen, die ihn so hoffnungsvoll anblickten, welche ihm bereits verrieten weswegen sie erschienen war, noch bevor es ihre Lippen taten. Ohne zu zögern liess er den Blick über ihren Körper schweifen, auf der Suche nach Verletzungen durch Klingen oder Tierbissen. Sogleich wurde er auch fündig, als sie auf ihr Bein deutete. Die Wunde war noch recht frisch, allerdings nicht direkt eben entstanden. Das Blut war getrocknet und von einer dunklen Färbung, während das Gewebe herum einen bläulichen Stich hatte.

Lincoln legte dem Mädchen einen Arm um und brachte es zur nächsten Sitzgelegenheit. Als es auf dem Baumstumpf platzgenommen hatte, begann er damit ihr Bein abzutasten. Sein Verdacht bestärkte sich durch die auftretende Schwellung.

„Du hast recht, das hat sich entzündet. Wir müssen die Wunde öffnen, sie säubern und entsprechend verschliessen.“ Sagte er und wies ein anderes Mädchen an, ihm seine Tasche zu bringen. Darin befand sich alles, was er brauchte. Dann blickte er in das Gesicht des blonden Mädchens. „Wie ist das passiert, Faith? Ich dachte ich hätte dir beigebracht, deine Wunden angemessen zu behandeln.“

Lincolns Tasche wurde neben ihm abgestellt und sogleich begann er damit, in ihr zu kramen. Das was nun kommen würde, würde sich alles andere als angenehm gestalten für das blonde Mädchen.

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Beitrag von Faith So Feb 14, 2016 3:18 pm

Lincoln wirft einen Blick auf die Wunde und anscheinend mache ich einen ziemlich hilfsbedürftigen Eindruck, denn er kümmert sich sofort um mich, obwohl es so aussah, als ob er mit den anderen beiden Männern auf die Jagd gehen wolle. Ich werfe den Jägern einen entschuldigenden Blick zu und wünsche ihnen viel Glück bei ihrem Vorhaben. Eine ordentliche Jagdbeute kann nie schaden, denn woher soll man sonst die ganze Energie und Kraft für den darauffolgenden Tag schöpfen?
Der Heiler legt mir einen Arm um und platziert mich auf den Baumstumpf. Ich strecke mein Bein aus und lasse ihn geduldig mein Bein betasten. Ich vermeide den Anblick der Wunde, denn er ist alles andere als schön. Stattdessen zupfe ich an dem Moos rum, was mal auf dem Baumstamm gewachsen war, aber nun eingetrocknet ist. Es schmerzt kaum, als Lincoln die Verletzung untersucht. Es schmerzt mehr, wenn ich schnell laufe oder den Muskel zu sehr anspanne. Sein Plan für die Behandlung hört sich auch nicht wirklich freudeeregend an, aber da muss ich wohl oder übel durch.
Ich lasse meinen Kopf kreisen und sehe in den Himmel, um mich vielleicht etwas abzulenken. Ich weiß, dass es gleich höllisch weh tun wird, aber ich will nicht allzu sehr die Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Man erntet dann nur mitleidige oder komische Blicke, auf die ich gut und gern verzichten kann.
Dann durfte ich mir auch noch die Kritik von Lincoln anhören. „Ja, ich weiß. Ich habe auch die Wunde gesäubert und verbunden, aber anscheinend habe ich den Verband zu früh wieder entfernt.“ Ich reibe mir über meine Fingerknöchel und drücke auf den blauen Flecken rum. „Wie war dein Tag? Irgendwas Auffälliges im Wald?“, frage ich und hoffe, dass es mich ablenkt, wenn er spricht. Notgedrungen beiße ich jetzt schon die Zähne zusammen und warte bis das Grauen beginnt.
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Beitrag von Gast So Feb 14, 2016 7:23 pm

„Du hast den Verband zu früh entfernt oder zuvor nicht gründlich gesäubert.“ Berichtigte Lincoln das Mädchen. Es hörte sich fast wie ein Tadel an, dabei hatte er diese Fehler selbst vor nicht allzu langer Zeit noch begangen. Doch wenn es etwas gab, das ihm sein Vater vor seinem Tod gelehrt hatte, dann war es keine Verletzung zu unterschätzen.

Mit Wasser, welches ihm von einem der Dorfbewohner gebracht wurde, reinigte er sich die Hände. Mit unbeschwertem Tonfall ging er auf ihre Plauderei ein. „Nein, ich habe nichts Auffälliges gesehen, weder Mountain Men noch Reapers. Das ist ein gutes Zeichen. Sie wissen nicht wo unser Dorf liegt.“

Lincoln konnte nicht viel tun, um Faith den folgenden Schmerz zu ersparen. In seiner Tasche hatte er nichts dabei, dass ihr Bein für ein paar Stunden von jeglichem Gefühl befreien konnte. Zurück zu seinem Unterschlupf, abseits des Dorfes, wollte er sie nicht bringen, denn das würde das Mädchen nur Zeit kosten und der Entzündung Zeit schenken, um sich auszubreiten. Es gab keine andere Möglichkeit. Sie würde alles spüren.

„Blick in Richtung Norden.“ Wies er sie an, während er seine Klinge in eine reinigende Flüssigkeit tunkte. Denn legte er eine Hand an ihr Bein, während er sich mit der anderen der Wunde näherte. „Zähl für mich die Bäume.“ Die scharfe Spitze hielt er direkt auf die Verletzung gerichtet, die bereits begonnen hatte zuzuwachsen. Dann, mit einer ruckartigen Bewegung durchschnitt er das Fleisch. Tief rotes Blut quoll aus dem frischen Schnitt, welches Lincoln mit seinen Leinentüchern abtupfte. Dann begoss er die Wunde mit derselben Flüssigkeit von zuvor, was ein höllisches Brennen verursachte. Er selbst kannte diesen Schmerz nur zu gut, doch ebenso auch die Erlösung von dem grösseren Übel, einer sich immer weiter ausbreitenden Infektion.

Lincoln sah im Augenwinkel, wie sich Faiths Gesichtszüge anspannte, während kein Zucken über ihren Körper ging. Sie war eine Kämpferin. Sie zeigte keinen Schmerz. Nach der Säuberung, welche er in vollkommener Konzentration durchführte, griff er nach den präparierten Bandagen. Es waren ein paar alte Stofffetzen, die Lincoln vorgängig in einer Heilsalbe getränkt und steht’s dabei hatte. Mit einem ordentlichen Verband beendete der Heiler die Prozedur.

„Ruh dein Bein aus, bevor du dir die nächste Wunde zuziehst.“ Scherzte er leicht und nahm auf dem Baumstamm Faith gegenüber Platz. „Bei der nächsten Verletzung kommst du direkt zu mir.“

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Beitrag von Faith So Feb 14, 2016 8:23 pm

„Was spricht gegen das Wasser vom Bach? Kann ja nichts dafür, dass es nicht hundertprozentig desinfiziert,“ entgegne ich frech und grinse leicht. Ich versuche meine aufkommende Angst vor der Behandlung zu unterdrücken und einen entspannten Ausdruck auf dem Gesicht zu behalten, doch mein ganzer Körper schreit nach Flucht. Allerdings kann es ganz schön böse enden, wenn ich es nicht heilen lasse.
Zu meiner Erleichterung antwortet er mir auf meine Frage, allerdings redet er nicht allzu lang. Es war schließlich auch keine Frage gewesen, die nach einer langen Antwort verlangte. Ich kann es mir aber nicht verkneifen etwas zu erwidern. „Die Mountain Men und die Reaper können da bleiben wo der Pfeffer wächst. Ein bisschen Frieden könnte in nächster Zeit echt nicht schaden.“ Ich lasse meine Augen durch das Lager schweifen und sehe ein paar Kindern beim Spielen zu. Der Gedanke, dass es zu einem weiteren Kampf kommen könnte, lässt mich verkrampfen. Zusätzlich droht immer noch die Gefahr, dass einer der elf anderen Clans ihre Allianz bricht. Es ist also nie Zeit sich eine Pause zu gönnen.
Lincoln's Worte ziehen mich aus meinen Gedanken und ich nicke brav. Meine Finger graben sich derweil fester und tiefer ins Moos. Auf seine Anweisung hin, fange ich an die Bäume zu zählen. „Eins, zwei, drei, vier, fün-“ Ich stocke, als sich die Klinge mit einem Ruck durch mein Fleisch schneidet. Ich kann nichts sehen, aber ich kann es mir nur zu gut vorstellen.
Ich will schreien. Doch es bleibt mir im Hals stecken und nur meine Augen werden feucht. Meine Lungen ringen nach Luft und ich versuche sie irgendwie hineinzupressen, sodass sich mein Körper wieder beruhigt. Ich beiße mir fester auf die Zähne, bis mein Kiefer weh tut und der Schmerz verebbt. Als plötzlich die Stelle auch noch brannte als hätte man mich angezündet, muss ich schwer schlucken und mit Mühe verhindern den Fuß wegzuziehen. Ich sehe langsam auf die Wunde und beobachte Lincoln dabei, wie er sie verbindet. „War doch ein Klacks,“ sage ich mit einem bemüht lockeren Ton, aber alles was man hört ist ein Kratzen in meiner Stimme.
Ich kremple die Hose wieder hinunter und streiche mir erschöpft durch die Haare. Das konnte ganz schön an den Kräften zerren.
Ich muss grinsen, als mir Lincoln empfiehlt, dass ich mein Bein schonen soll. „Ist wohl besser so, auch wenn ich zu gern bei der Gruppe dabei wäre, die dem lauten Geräusch von heute morgen auf den Grund gehen wollen. Ich wüsste zu gerne, was das war, aber nun habe ich wohl Ausgehverbot.“ Frustriert reibe ich mir über's Gesicht. „Nächstes Mal komme ich schon mit einem kleinen Kratzer zu dir, ehe so was nochmal gemacht wird,“ füge ich noch hinzu und lächle schwach.
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Beitrag von Gast So Feb 14, 2016 8:50 pm

„Besser wär’s.“ meinte Lincoln schmunzelnd. Dann erhob auch er sich und ging an Faiths Seite, um ihr sie notfalls stützen zu können. Doch anscheinend kam sie auch ohne Unterstützung bestens zurecht. Gemeinsam gingen sie ein paar Schritte.

„Das Geräusch von heute Morgen..“ setzte er dann doch wieder an. Lincoln hatte sich im Wald herumgetrieben, nach Heilkräutern und Pflanzen gesucht, als er ein leuchtendes Etwas am Himmel erblickt hatte. Zunächst hatte er fasziniert beobachtet, wie es mit unbeschreiblicher Geschwindigkeit die Erde aufsuchte, dann jedoch erschrocken festgestellt, dass es verdammt nahe auf seine Position zusteuerte. Es war reines Glück gewesen, dass Lincoln sich nicht ein paar tausende Meter weiter in Richtung Süden befunden hatte. In diesem Fall hätte ihn der Feuerball innert Sekunden ausgelöscht. Von seinem Platz aus hatte er jedoch alles beobachten und die leichte Erschütterung auf der Erde spüren können. Eine kleine Hitzewelle hatte es ihm auch entgegengeschlagen, welche sich jedoch schnell wieder verflüchtigt hatte. „..wissen wir schon, was das war?“ beendete er seinen Satz.

Er wusste es. Zumindest glaubte Lincoln das. Schon einmal hatte er gesehen, wie etwas vom Himmel auf die Erde gefallen war. Es war eine Kapsel gewesen, die einen Mann in sich trug. Der Überlebende war von Lincoln versorgt worden, bis sein Vater ihn zum Schlimmsten gezwungen hatte. Heute erschütterte ihn der Tod nicht mehr, damals aber schon.

„Ich glaube nicht, dass es etwas zu sehen gibt und wenn, dann sollte es vielleicht nicht gesehen werden.“ Sagte er dann, in Gedanken bei dem Ding, was auf die Erde gestürzt war. Nachdem Lincoln die Situation als zu bewältigen eingeschätzt hatte, hatte er den Ort der Kollision aufgesucht. Der Grounder hatte mit vielem gerechnet: Feldbrocken, Schutt und Asche, zerstreute Metallteile und vielleicht sogar einen weiteren Menschen – was er jedoch gesehen hatte, hatte ihm die Sprache verschlagen. Diese Kapsel war um ein vielfaches grösser als jene, die Lincoln vor Jahren gefunden hatte. In sich trug sie nicht nur einen Menschen, sondern ein ganzes Volk. Ein Volk, welches von dem seinen ohne zu zögern ausgelöscht werden würde. Unter normalen Umständen hätte es den Grounder nicht gekümmert, wäre ihm eher ein Anliegen gewesen. Jedoch gab es da einen Umstand, der alles verändert hatte.

„Faith, ich vertraue dir.“ Sagte Lincoln dann. Er kannte das Mädchen schon seit ihrer Geburt und hatte miterlebt wie mutig, verständnisvoll und loyal sie war. Mutig genug um ihm zu helfen, mehr über dieses Himmelsvolk herauszufinden, sagte sich Lincoln. Vielleicht war sie auch so verständnisvoll um ihn in seinem Handeln zu verstehen. Doch ihre Loyalität bereitete ihm sorgen. Faith war ein loyales Mädchen, eine Kriegerin, welche für ihres gleichen fallen würde. Die Frage war nur, würde sie den anderen Groundern Informationen vorenthalten, nur weil Lincoln sie darum bat? Er beschloss dies herauszufinden.

„Ich weiss was das Geräusch verursacht hat, ich habe es gesehen. Wir können aber nicht hier darüber sprechen. Niemand darf uns hören.“

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Beitrag von Faith So Feb 14, 2016 9:47 pm

Ich laufe mit ihm ein paar Schritte durch's Lager. Ich spüre das Pochen der Wunde deutlich, aber kann es ertragen. Ich habe schon viel überlebt, also werde ich auch das überleben. Ziemlich sicher. Ich mache während den paar Schritten meinen Zopf auf und höre dabei Lincoln zu. Mit den Fingern kämme ich sie grob durch und lasse sie über eine Schulter fallen.
Er fängt seinen Satz nur an und zögert einige Sekunden lang. Er scheint in Gedanken zu sein, was mich etwas verwirrt. Den Heiler sehe ich nur selten so nachdenklich. Geduldig abwartend blicke ich ihn von der Seite an und grüße nur kurz zwei vorbeigehende Frauen, die aufgeregt miteinander tuschelten. Als er letztendlich seinen Satz beendet, schüttele ich den Kopf.
„Nein, soweit ich weiß nicht. Die Spähergruppe will jetzt dann erst losziehen, so viel ich weiß.“ Ich zögere, bevor ich frage: „Wieso?“
Es ist nicht so, dass ich misstrauisch bin. Wenn ich zuhause bin, kann ich mein Misstrauen ablegen, besonders vor Leuten, die ich so gut wie mein ganzes Leben kenne. Aber mich beschleicht das Gefühl, dass etwas in Lincoln vorgeht, was er tunlichst verheimlicht. Ansonsten würde er nicht so vorsichtig sprechen.
„Es kann nicht schaden, wenn wir es überprüfen. Eine mögliche Gefahr können wir nicht gebrauchen.“ Ich verurteile nicht die Meinungen, Gedanken und Ansichten anderer, dennoch verwirrt mich seine Aussage etwas. Ist es nicht wichtig solchen Sachen auf den Grund zu gehen? Aber wenn er so darüber denkt, dann kann er das ruhig.
Ich bin auf jeden Fall neugierig seit ich am Morgen durch den Wald geritten bin und das recht laute Geräusch gehört habe,weshalb ich ständig am Grübeln bin, was es damit auf sich hat. Ich wäre fast auf eigener Faust losgeritten, aber ich hatte noch meine Pflichten zu erledigen und wusste nicht, wie der Commander handeln will.
Ich beuge mich nach unten um meine Stiefel neu und fester zu schnürren, als Lincoln sagt, dass er mir vertraut. Okay, jetzt wurde es kurious und das macht mir ziemlich Sorgen.
„Und ich vertraue dir, Lincoln,“ erwidere ich wahrheitsgetreu und lächele ihn warm an. Das Lächeln hält jedoch nicht allzu lang an, denn die Besorgheit übermannt mich.
„Was ist los?“ Ich versuche etwas in seiner Mimik zu lesen, aber wie die meisten Grounder hält auch er sie verschlossen und unergründlich. Als er auch noch offenbart, dass er weiß, was den Lärm verursacht hat und uns niemand beim reden hören darf, bekomme ich es fast schon mit der Angst zu tun. Was ist, wenn es wirklich etwas Lebensbedrohliches ist? Ohne zu Zögern nehme ich sein Handgelenk und ziehe ihn so unauffällig wie möglich an einen abseitsgelegnen Platz. Keiner würde uns hören können, nicht wenn wir ihn nicht eh schon bemerkt haben.
„Also: Was ist passiert?“, fordere ich ihn auf und verschränke die Arme vor der Brust.
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Beitrag von Gast Mo Feb 15, 2016 9:11 am

Lincoln liess sich von dem blonden Mädchen hinter die Hütten ziehen. Am Rande des Dorfes, wo sich keiner der anderen herumtrieb, setzte er die Unterhaltung fort: „Heute Morgen habe ich mich im Wald nach Nützlichem umgesehen. Plötzlich leuchtete der Himmel auf. Ein feuriges Etwas stürzte hinab auf die Erde.“ erzählte Lincoln, in dem Bewusstsein, wie seltsam sich diese Schilderung anhörte. „Ich war in unmittelbarer Nähe, als das Ding landete.“
Der Grounder liess einmal kurz den Blick umherschweifen, überzeugte sich wirklich mit Faith alleine zu sein. Dann berichtete er weiter: „Ich habe sie gesehen, die Menschen darin.“ Nach dem Aufprall hatte Lincoln keine Zeit vergeudet und den Ort der Kollision aufgesucht. Die Kapsel hatte sich geöffnet und ein ganzes Volk war hinausgeströmt. Es waren ausschliesslich junge Leute, deren Struktur nach nicht mehr als einer Anarchie ausgesehen hatte. Anscheinend gab es noch keinen Führer oder wenn, dann hatte Lincoln ihn noch nicht erspäht.

„Ich habe sie und ihr Verhalten beobachtet. Sie haben keine Ahnung von unserem zu Hause. Manche von ihnen taten in unsere Fallen und andere wurden von Tieren angegriffen.“

Ja, daran erinnerte Lincoln sich sehr gut. Aus der Ferne hatte er den kleinen Trupp beobachtet, der sich auf den Weg gemacht hatte um den Wald zu erkunden. Darunter war auch das Mädchen gewesen, dass ihn seit erster Sekunde an fasziniert hatte. Sie hatte sich entkleidet und sich in den tiefen Fluss begeben, als sie angegriffen wurde. Für einen Moment hatte Lincoln geglaubt, sie wäre verloren. Ihre Leute hatten sie jedoch rechtzeitig aus dem Wasser gezogen. Daraufhin hatte Lincoln sich zurück in das Dorf begeben, in dem er sich nun wiederfand. Er wollte seine Leute warnen, doch wovor? Er hatte diese Menschen beobachtet. Sie waren ihnen keine Gefahr. Sie würden ohnehin nicht lange überleben, ausser sie lernten aus ihren Fehlern. Doch in diesem Prozess würden sie mindestens die Hälfte ihrer Leute verlieren. In jedem Fall brauchten die Grounder sie nicht zu töten, brauchten nicht ihre eigenen Leute riskieren, nicht, solange es die natürliche Selektion gab.

„Sie werden früher oder später im Wald sterben. Wenn wir sie angreifen, dann kämpfen sie und diesen Krieg brauchen wir nicht. Wir würden sie komplett auslöschen und sie uns zehn unserer Leute kosten. Diese zehn brauchen nicht für diese Aufgabe zu sterben.“ Versuchte Lincoln Faith zu überzeugen. „Wenn unsere Leute dieses Himmelsvolk finden, dann wird es einen Krieg geben, ausser wir überzeugen sie davon, dass er nicht notwendig ist.“

Lincoln setzte grosse Hoffnung in Faiths Verständnis für sein Handeln. Doch vielleicht würde sie besser verstehen, wenn er ihr zeigte, was er selbst gesehen hatte.

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Beitrag von Faith Mo Feb 15, 2016 8:12 pm

Während er mir von seiner Entdeckung erzählt, halte ich den Blick auf den Wald gerichtet. Ein Vogel hüpft den Ast einer Buche entlang und zwitschert aufgeregt. Ich lasse mir aber dadurch nicht die Aufmerksamkeit nehmen und sehe Lincoln wieder direkt an. Seine Erläuterung ist skurril und ich konnte es mir nur schwer vorstellen, aber ich stelle auch seine Glaubwürdigkeit nicht in Frage. Nur weil es für einen selbst schwer zu begreifen ist, muss es nicht heißen, dass es nicht existiert.
Wie er checke ich die Umgebung ab, stelle aber fest, dass die meisten mit sich selbst beschäftigt sind oder ihrer Arbeit nachgehen. Zu unserem Glück natürlich.
Die Tatsache, dass Menschen darin waren, lässt meinen Atem kurz stocken. „Menschen?“, frage ich überrascht und hebe skeptisch eine Augenbraue. Wie sollten Menschen einfach vom Himmel runterfliegen? Skurril. Aufmerksam höre ich ihm weiterhin zu. Währenddessen überschlagen sich meine Gedanken. Was bedeutet das? Sind sie gefährlich? Soll ein Tötungsbefehl beauftragt werden oder sollen wir versuchen mit ihnen zu kommunizieren? Weiß der Commander schon Bescheid? Vor lauter Unbehaglichkeit trete ich von einem Fuß auf den anderen. Ich will meine Liebsten nicht der möglicherweise drohenden Gefahr aussetzen.
Allerdings lässt mich Lincoln meine Ansicht überdenken. Sein Einschätzungsvermögen ist sicher gut genug um die Situation dieser Himmelsmenschen zu erfassen. Wenn er also sagt, dass sie früher oder später sterben werden, am wahrscheinlichsten wegen einem harten Winter, dann hat er recht. Dennoch habe ich gemischte Gefühle. Einerseits ist meine Loyalität zum Clan sehr stark und ich vertraue den meisten Kriegern blind mein Leben an, wenn es zu einer waghalsigen Aktion kommt, allerdings weiß ich auch, wie engstirnig die meisten sind und oftmals keinen Raum für Kommunikation geben. Die Traditionen, Lebenseinstellungen und Ansichten entwickeln sich nur mäßig weiter, lieber werden teilweise sinnlose Kämpfe geführt, die eigentlich mit ein bisschen Austausch die Missverständnisse aus dem Weg geräumt hätten und so das alles verhindert hätten. Aber hier zählt oftmals nur das Überleben und nichts weiter.
Erst jetzt fällt mir auf, wie über eine halbe Minute Schweigen geherrscht hat. Ich räuspere mich kurz und wende für einen Moment den Kopf ab, ehe ich entgegne: „Warum erzählst du mir das? Brauchst du meine Hilfe und Unterstützung?“ Ich sehe ihm direkt und neutral ins Gesicht. Ohne Vorwürfe, ohne Beurteilung, ohne eine ausufernde Reaktion.
Wenn er meine Hilfe braucht, wird er sie bekommen. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese jungen Menschen ziemlich unfähig im Jagen sind. Wie sie da überhaupt die nächsten Wochen überleben wollen, ist für mich undenkbar.
„Du solltest es mir zeigen, ich kann es wohl erst vollkommen glauben, wenn ich es mit eigenen Augen sehe,“ füge ich noch hinzu und greife unbewusst an mein Schwert. Man weiß nie, wann es zu einem Notfall kommt.
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Beitrag von Gast Di Feb 16, 2016 10:54 am

Lincoln nickte. „Ja, Menschen. Ich zeige sie dir.“ Er würde Faith zu dem fremden Volk führen, darauf bedacht genügend Abstand zwischen ihr und ihnen beizubehalten. Zwar sah er sie nicht als direkte Bedrohung an, jedoch auch nicht als vollkommen harmlos.  

Gemeinsam streifen die beiden durch den Wald, Lincoln voran, dicht gefolgt von dem blonden Mädchen. Über ihnen konnte man das Zwitschern der Vögel in den Bäumen hören und das Rauschen der Blätter. Es erinnerte ihn daran, wie friedlich das Leben einst gewesen war.

„Wenn du meine Meinung teilst, dann bitte ich dich mir zu helfen Indra zu überzeugen. Vielleicht müssen wir ihr auch erst zeigen, wovon wir sprechen.“ erklärte Lincoln, während er ein paar Äste abschlug, die sich ihnen in den Weg stellten. „Solltest du meine Meinung aber nicht teilen..“ setzte er wieder an, sehr wohl in dem Bewusstsein, was das für ihn bedeuten konnte. „…so spreche ich alleine mit ihr und du wurdest niemals mit der ganzen Sache in Verbindung gebracht. Hast du mich verstanden?“ In jedem Fall musste Lincoln den Clan informieren, wenn es auch schlimme Folgen für ihn haben konnte. Doch wenn Indra die Dinge nun vollständig anders sah und Lincolns Schweigen als Verrat deutete, so brauchte Faith nicht auch darunter zu leiden. Wenn sie ihm etwas antaten, dann nur ihm und nicht einem unschuldigen Kind. Ein Kind. Das war sie doch schon längst nicht mehr und trotzdem konnte Lincoln sie nicht als Erwachsene ansehen. Wahrscheinlich, weil dies jegliche Strafe seines Clans annehmbar gemacht hätte.

„Es ist nicht mehr weit. Komm.“ Hetzte er sie leicht auf den letzten Schritten. Dann, ohne jede Vorwarnung, blieb er stehen und bedeutete ihr still zu sein. Er hatte etwas in den Büschen gehört. Dieses Geräusch war das laute Knacken eines Astes gewesen und darauffolgend noch weitere. Wer sich so unbedacht fortbewegte, konnte nur nicht von der Erde stammen. „Die Fremden..“ erklärte er leise. Dann führte er Faith noch ein paar Meter weiter, bis sie direkte Sicht auf eine kleine Gruppe von Jugendlichen hatten - Die Sky-People.

Sie waren zu sechst unterwegs, vier Jungen und zwei Mädchen. Sie wirkten verwirrt, als ob sie sich verlaufen hätten. Einer der Jungen tastete die Bäume ab, suchte nach Moos um den Weg wiederzufinden. Der andere tat es ihm gleich, während die beiden Mädchen auf Baumstämmen platzgenommen hatten. Sie sahen erschöpft aus, hatten sich wohl nicht genügend gestärkt. Vielleicht waren sie auch einfach zu schwach für eine Erkundungstour. Dies bestätigte Lincolns Verdacht, dass das Himmelsvolk nicht lange auf der Erde überleben konnte. Weiter beobachtete er die anderen beiden Jungen, die den Erdboden absuchten. Vielleicht nach Tierspuren, vielleicht aber auch nach Fallen.

Nun brauchte Lincoln dem Ganzen etwas Zeit zu geben. Faith musste selbst sehen, wovon er gesprochen hatte und dann, möglichst bald, ihre eigene Entscheidung treffen. Bis dahin jedoch, beobachtete auch Lincoln die Fremden mit einem Misstrauen und einer Faszination, die er nur schwer in Worte fassen konnte.

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Beitrag von Faith Di Feb 16, 2016 3:16 pm

Er geht meiner Aufforderung nach und tritt den Weg an. Ich laufe direkt hinter ihm her, bemüht nicht zu viel Gewicht auf mein verletztes Bein zu verlagern. Aber ich wäre nicht ich, wenn meine Neugier meinen Schmerz übertrumpft. Noch immer warte ich auf die Antwort, denn er hat mir nicht gesagt, was er genau von mir erwartet. Ich muss schließlich wissen, auf was ich mich hier einlasse.
Ich weiche ein paar Fallen aus, die wir um das Lager gebaut haben zum Schutz. Meine dunkelgrünen Augen tasten den Wald ab vor möglichen Gefahren. Sogar ein Dammwild sichte ich, aber da ich keinen Bogen mit Pfeilen oder einen Speer dabei habe, muss ich es ziehen lassen. Es muss ein Jungtier sein, ansonsten würde es sich nicht so nah am Dorf aufhalten. Als Lincoln zu sprechen anfängt, sehe ich ihn an, auch wenn nur die Rückansicht zu betrachten ist. „Ja, ich habe dich verstanden.“ Ich nestle an meiner Lederjacke rum und überdenke mein Worte gut, bevor ich sie ausspreche. „Ich hoffe, du weißt was du tust. Und ob es die Sache wert ist.“ Es macht den Eindruck als würde er sich tatsächlich um diese Menschen sorgen. Ich versuche ihn zu verstehen, aber bis jetzt empfinde ich den Fremden gegenüber nur sehr starkes Misstrauen.
Wegen seiner Hetzerei muss ich einen Zahn zulegen und spüre, wie die Wunde von Neuem anfängt zu schmerzen, aber ich mache mir keine großen Sorgen. Jetzt ist sie wenigstens richtig versorgt und es kann nicht mehr allzu viel passieren. Als der Ältere vor mir ganz plötzlich stehen bleibt wäre ich fast in ihn hineingelaufen, konnte aber mit einer regelrechten Vollbremsung es noch verhindern. Ich will gerade verärgert etwas sagen, als auch ich die Geräusche höre. Aus Reflex gehe ich in Deckung und zücke mein Schwert aus der Halterung. Erst bei näherem Hinhören stelle ich fest, dass es weder ein Tier, noch irgendwelche Krieger sein können. Meine Vermutung wurde bestätigt und er bringt mich zu einem besseren Platz. Auch jetzt kann ich die Gruppe bestehend aus sechs Leuten unbemerkt beobachten. Sie scheinen etwas zu suchen. Ihr Getrampel hat wohl auch alle Tiere im Umkreis von 50 Metern aufgescheut. Ich lehne meinen Kopf an einem Baumstamm an und senke langsam das Schwert. Ich gebe Lincoln ein Zeichen, dass ich einen Moment brauche. Ich nehme die ganze Situation genau unter die Lupe. Sie haben weder Kondition, nach annährend irgendeine Orientierung, so kommt es zumindest rüber. Ihre Kleidung hat teilweise Löcher und vom Prinzip her sind sie alle ähnlich eingekleidet. Waffen haben sie keine. Nicht einmal ein kleines Messer. Ich schnaube belustigt auf. Die Unbeholfenheit und der nichtvorhandene Schutz lässt sie wie ein Junges von einem Tier wirken. Man hat schon fast Mitleid mit ihnen. Umso erstaunlicher, dass sie in meinem Alter sind, aber sich unsere Welten um vielfaches unterscheiden. Gemächlich wende ich mein Gesicht von dem Geschehen ab und blicke Lincoln nachdenklich an. Ich hatte genug Zeit, um eine Entscheidung zu treffen. „Okay,“ beginne ich und mache eine kurze Pause. „Ich werde dir helfen, aber du musst mir versprechen, dass Indra und oder der Commander davon erfahren werden, bevor es zu spät ist, ansonsten werden hier bald die Köpfe rollen.“ Mein Gesichtsausdruck spricht wohl Bände, wie Ernst es mir ist. Ich habe keine Lust, dass er oder ich unser Leben auf's Spiel setzen für diese Fremden. „Wie lautet der Plan?,“ frage ich anschließend und bedachte dabei, immer noch so leise wie möglich zu sprechen.
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